Die Technik der Hektik
Die leeren Ergebnisse des Fortschritts

Können die Wissenschaft und die Technik unser Leben tatsächlich erleichtern – oder führen sie zu neuen Problemen? Warum werden seit über hundert Jahren immer wieder neue Technologien eingeführt, sodass die Arbeitsproduktivität ständig wächst, wenn die Menschen jedoch genauso viel arbeiten müssen? Warum wird der Arbeitstag nicht verkürzt, sondern stattdessen nur der Umfang der Produktion ausgeweitet? Man produziert mehr und verkauft mehr Sachen, ohne die man früher ausgekommen ist. Warum kann ich auf der Arbeit im Laufe der Zeit mehr Geld verdienen, wenn ich genauso viele Stunden arbeite, während es in vielen Fällen nicht möglich ist, für das gleiche Geld weniger zu arbeiten.

Möglicherweise hilft die Geschichte der Erfindung einer Nähmaschine in England, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Diese Nähmaschinen waren noch aus Holz (also außer der Nadel und einiger anderer kleiner Details), primitiv im Vergleich zu den modernen Nähmaschinen. Aber schon damals hat eine Näherin mit der Nähmaschine mehr geleistet als einige Handnäherinnen zusammen. Und die erste Nähmaschine konnte mehr Arbeitsstunden ersparen, als für ihre Projektierung, Herstellung und Instandhaltung erforderlich waren.

Wozu hat das geführt? Die Geschichte endete so, dass die Näherinnen diese Maschinen verbrannt und den Erfinder beinahe erwürgt haben. Für den Besitzer des Betriebes wurde es plötzlich vorteilhaft, einige Näherinnen zu entlassen und an ihrer Stelle eine Arbeiterin mit jener Nähmaschine einzusetzen. Warum hat der Besitzer den Arbeitstag von allen nicht verringert und alles andere genauso belassen? Was hätte er dadurch verloren?

Nichts! Er könnte doch genauso viel Kleidung verkaufen wie vorher (oder sogar etwas mehr) – und auch zu denselben Preisen wie vorher, da seine Kosten sich nicht wesentlich geändert hätten. Der Staat würde von diesem Betrieb genauso viel Steuern nehmen wie früher. Und die Arbeiterinnen selbst würden froh sein, für das gleiche Geld 2–3-mal weniger zu arbeiten. Alle wären doch zufrieden gewesen!

Aber nein. Der Besitzer strebt nach maximalem Gewinn und in der Einführung der Nähmaschine sieht er nur die Möglichkeit, die Kosten zu verringern, die Selbstkosten der Erzeugnisse herabzusetzen. Und er wird die Anzahl der Arbeiterinnen verringern und den vorherigen Umfang der Produktion belassen.

Selbstverständlich wird er diese Entlassungen noch zu spüren bekommen. Durch die lange Kette ökonomischer Verbindungen werden sie eine Verringerung der Nachfrage hervorrufen. Es ist ja klar, je mehr Arbeitslose, desto weniger Käufer.

Aber das ist noch nicht das Schrecklichste. Angenommen, dieser Besitzer würde gutherzig sein, niemanden entlassen und es erlauben, weniger zu arbeiten. Doch früher oder später wird er einen Konkurrenten bekommen, der nicht so gutherzig ist und nach maximalem Gewinn strebt. Er wird Kleidung zu niedrigen Preisen verkaufen. Der gutherzige Mensch wird vor die Wahl gestellt: Entweder er handelt genauso und führt Entlassungen durch oder er muss den Betrieb einstellen.

Das System der kapitalistischen Konkurrenz arbeitet und diktiert seine Regeln – und der Wille jedes Einzelnen spielt eine immer kleinere Rolle. Sogar der Wille des Unternehmers, sogar der Wille des Beamten. Von den Arbeitnehmern ist gar keine Rede, denn sie werden mit allem einverstanden sein, um die Arbeit nicht zu verlieren.

Diese Überlegungen sind nicht neu, und ich erhebe keinen Anspruch auf Urheberschaft. Manchmal hört man jedoch: „Jetzt ist nicht die Epoche von Karl Marx, jetzt ist alles anders“,  „Aber irgendein Einkommen haben alle doch, an Hunger ist niemand gestorben“, „In den sozialistischen Ländern sind die Menschen auch gezwungen, den ganzen Tag zu arbeiten – das bedeutet, dass es so angebracht ist und es keinen Ausweg gibt“, „Schließlich werden sich die Gelehrten etwas ausdenken, die Politiker werden Entscheidungen treffen – man wird uns schon nicht sterben lassen“.

In der Tat, was entscheiden die Politiker, die (angeblich!) über der ökonomischen Konkurrenz stehen und sich um die Interessen des ganzen Volkes und des Staates insgesamt kümmern? Sie erfinden, wie man mehr Menschen mit nicht sehr notwendigen Arbeiten beschäftigt. Der Konkurrenzkampf zwischen den Staaten ist noch schlimmer als der ökonomische. Der Herrscher sagt dem untergebenen Volk: „Ich sehe, dass Sie gut gearbeitet haben. Sie haben schon Nahrung, Kleidung und Häuser. Doch es bleiben noch Zeit und Kräfte bei Ihnen übrig. Stellen Sie doch Waffen her, um unsere Heimat zu schützen! Welche? Der General wird Ihnen sagen, welche notwendig sind. Wie viel? So viel Sie können. Je mehr, desto besser, weil die Verteidigung niemals übermäßig sein kann.“

Der Krieg ist ein Untier, das nicht zu sättigen ist – egal wie viele Ressourcen man ihm gibt, es sind immer zu wenig. In der Sowjetunion gab es zwar keine offene Konkurrenz innerhalb des Landes, man darf jedoch nicht vergessen, dass das ganze Land in den grausamen Kampf einbezogen war, der „Kalter Krieg“ hieß. Wenn in der Produktion ausreichend menschliche und materielle Ressourcen vorhanden waren, wurden sie gleich in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Wissenschaft und Technik konnten nicht ernsthaft den Menschen das Leben und die Arbeit erleichtern. Ebenso wenig können sie das heutzutage.

Eine andere bekannte Weise, überflüssige Arbeit zu schaffen, ist die Bürokratie. Das Berichtswesen, die Kontrolle, die Buchhaltung, die sich ständig ändernden Regeln und Gesetze – hier kennt der Unsinn keine Grenzen! Es ist leicht, auf jeden Hammerschlag zehn Papierchen zu schreiben. Und auch hundert, was für ein Problem?

Und es kann kein Unternehmen – nicht mal ein ganz kleines – ohne professionellen Buchhalter und dieser Buchhalter nicht ohne einen Computer mit speziellen Programmen auskommen. Und es gibt Firmen, die in diesen Dingen helfen: Sie beraten, drucken die Formulare, verkaufen Computer und Software, die sie wiederum bedienen und anpassen. Wie viele Computer, Möbel, Gebäude und Sonstiges notwendig sind! Und wie viel Papier! Es gibt schon Millionen von Arbeitsplätzen, die für die „Bedienung der Papiere“ geschaffen worden sind. Man kann noch mehr schaffen. Und wenn man den überflüssigen Papierwechsel aufhebt, wo sollen denn die Menschen hin, besonders im heutigen Russland? In der Ölindustrie sind schon alle Arbeitsplätze seit Langem besetzt, in den wenigen tatsächlich arbeitenden Industrien ebenso, und auch der Handel ist schon voller Menschen. Vielleicht kann man noch im Baugewerbe als ungelernter Arbeiter eine Beschäftigung finden oder gleich auf dem Lande in der Subsistenzwirtschaft.

Der Staat könnte ihnen mit gleichem Erfolg Arbeitslosengeld zahlen. Doch dann würde jedem klar, was Sache ist. Und so sind alle Menschen irgendwie beschäftigt und keine Sozialhilfeempfänger … 

Nach meiner Schätzung ist schon über ein Drittel der Arbeiter im heutigen Russland nicht in der realen Produktion von notwendigen Sachen beschäftigt, sondern mit Papierlauferei. Es handelt sich um Beamte, Buchhalter, Geschäftsführer, Sekretäre und andere Büroarbeiter oder „Zulieferbetriebe“.

Die dritte Quelle der Bevölkerungsbeschäftigung ist die Kultivierung künstlicher Bedürfnisse. Für sie gibt es auch keine Grenzen. Mit der Werbung, der Mode und den Umständen werden die Menschen überzeugt, dass man noch dies und jenes kaufen muss.

Die Umweltverschmutzung und die dadurch entstehenden Krankheiten können – wie seltsam das auch klingt – für das ökonomische System von Vorteil sein, wenn man nur diese Krankheiten möglichst schnell und wirksam behandelt, wenn man die Menschen an die neuen ökologischen Bedingungen gewöhnen kann. Wie viel Werbung wird in letzter Zeit für neue Medikamente, biologische Nahrungszusätze und medizinische Geräte gemacht, die eine schnelle Heilung von allen Krankheiten versprechen, die von der modernen Lebensweise herbeigerufen wurden. Natürlich wird sich ein Teil dieser Sachen einfach als Betrug erweisen. Der andere Teil wird eine Heilwirkung haben, aber bei Weitem nicht eine solche, wie von der Werbung versprochen. Aber was wäre, wenn es wirklich die Möglichkeit für die Menschen gäbe, bei einer beliebigen Verschmutzung der Luft, des Wassers, der Lebensmittel gesund (zumindest arbeitsfähig) zu bleiben? Wird dann noch jemand die „unpopulären“ Maßnahmen gegen die schädlichen Produktionen ergreifen?

Eher nicht. In der Tat, warum muss man die Betriebe schließen oder sie zwingen, große Geldsummen für die Reinigungsmaßnahmen auszugeben, wenn sich die Menschen mit einem neuen Medikament heilen können und alles wieder in Ordnung sein wird und wenn man dieses Problem nicht zum Schaden der Wirtschaft lösen kann, sondern im Gegenteil neue Arbeitsplätze in der Produktion der Medikamente und Reinigungsmittel geschaffen werden können?

Was kann den Machthabenden dann zwingen, einen anderen Beschluss zu fassen, bei dem die Betriebe und der Staat zusätzliche Kosten tragen werden, aber dafür alle Menschen die reine Umwelt umsonst bekommen? So ist die Logik der Entwicklung des gegenwärtigen öffentlichen Systems. Und wie oft kann der Wille jedes Einzelnen (sogar der Geld- und Machthabenden) nicht auf das wirkliche Wohl ausgerichtet sein? Entweder handelt der Mensch „wie alle“ oder wird von Konkurrenten verdrängt und von „normalen“ Personen ersetzt.

Soweit die Gesellschaft so organisiert ist wie jetzt, können keine wissenschaftlichen Entdeckungen und neuen Technologien helfen. Wenn ein Problem gelöst wird, so entstehen gleichzeitig ein paar neue.

Je weiter die Technik vorangeht, desto mehr Waffen gibt es und desto mehr Menschen sind nicht in der Herstellung notwendiger Sachen, sondern mit Papieren beschäftigt. Es werden immer mehr Beamte und nicht in der Produktion arbeitende Menschen. Ein immer größerer Teil des erzeugten Produkts wird den nicht in der realen Produktion Arbeitenden zukommen. Der Lebensrhythmus wird immer wahnsinniger, die Bedürfnisse der Menschen werden immer unnatürlicher und verdrehter.

Das geschieht über mehrere Jahrtausende – von den ersten Sklavenhalterstaaten bis in unsere Zeit. Je besser und produktiver die Menschen arbeiten, desto größer wird der Teil, der ihnen von den Nichtarbeitenden genommen wird. Je mehr man verdient, desto größer sind die Ausgaben. Nach wie vor bleiben den meisten Menschen als Ergebnis ihrer Arbeit etwas zum Essen, ein Dach über dem Kopf und manchmal einige Vergnügungen. Wieso soll die Wissenschaft jetzt zu anderen Ergebnissen führen?

Deshalb werde ich nicht in der Wissenschaft arbeiten. Ich will meinem Beruf nicht nachgehen. Ich kämpfte lange mit mir selbst, habe jedoch die Entscheidung getroffen – NEIN.

Was ist ein Gelehrter in der modernen Welt? Bloß ein Arbeitnehmer. Der Sklave des Vorgesetzten (ja, er kann einen Firmenbesitzer gegen einen anderen tauschen – aber was wird sich dabei ändern?). Die Zeit der Alleinstehenden in der Wissenschaft ist vergangen. Das bedeutet, dass die Zeit der unabhängigen „Ritter der Wahrheit“, für die die Entdeckungen für das Wohl der Menschheit wichtig waren, vorbei ist.

Wer kann heute überhaupt das Geld für die wissenschaftliche Arbeit zahlen? Nur der Staat oder die großen Unternehmen. Keinem sind die Gelehrten mit ihren Forschungen so wichtig, dass man ihnen dafür ein Gehalt zahlt. Wenn ich in die Wissenschaft gehen würde, was wäre das Ergebnis meiner mehrjährigen Arbeit? Die Artikel in den wissenschaftlichen Zeitschriften, vielleicht eine Monografie oder Dissertation. Und das wird in den Bibliotheken verstauben. Wenn das jemand wirklich benötigt, so wird er es ohne mein Einverständnis, sogar ohne meine Kenntnis für irgendwelche eigenen Zwecke nutzen.

Oder vielleicht wird es durch meinen Vorgesetzten „nach oben“ gelangen, wo ein Reicher und Machthabender meine Arbeit nutzt, damit er noch mehr Geld, Macht und Vergnügen bekommt. Und ich werde von ihm ein kleines Stückchen abbekommen. Ich werde sogar keine formalen Urheberrechte haben, um entscheiden zu können, wer diese Arbeit verwenden darf und wer nicht. Das Werk ist im Dienstverhältnis entstanden, alle Rechte liegen beim Arbeitgeber.

Mache das, was dir befohlen wird oder du wirst entlassen! Gib deine Überzeugungen auf und mache das, was dir gesagt wird! Dazu führen der gute Beruf und die hohe Qualifikation! Der Professor ist noch mehr ein Sklave als der Möbelträger. Der Möbelträger kann kündigen und woanders arbeiten, wenn ihm die Vorgesetzten nicht gefallen. Möbelträger werden überall gesucht – in jeder Zeitung findet man eine Anzeige „Wir suchen Möbelträger“.

Der Professor ist in der Universität tätig – hier befinden sich seine Arbeit, seine Studenten und die Bedingungen für die schöpferische Tätigkeit. Außer der Universität benötigt ihn keiner. Wenn er gekündigt wird, wo soll er denn hin? Als Möbelträger arbeiten?

Je „belehrter“ das Gehirn ist, desto weniger arbeitet es für andere reale Sachen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Die wissenschaftliche Arbeit, die den Schaden verursacht, ist eine noch schlimmere Sünde als Diebstahl, Raub und Betrug. Wenn ein Verbrecher damit aufhört, wird ein anderer an seiner Stelle das Gleiche tun (das ist natürlich keine Rechtfertigung). Wenn ein Genie darauf verzichtet, eine Entdeckung zu machen, kann es sein, dass noch hundert Jahre dies niemand tut – und die Menschen werden ein Jahrhundert glücklicher leben.

Das Auseinandergehen der wissenschaftlichen und der ethischen Entwicklung der Menschheit wurde gerade in heutiger Zeit sehr kritisch. Daher ist jede Arbeit für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, der dieses Auseinandergehen vergrößert, eine Bosheit, selbst wenn die Arbeit keinen direkten Schaden in Bezug auf die Menschen oder die Natur verursacht.

Die Arbeit für die Beschleunigung des Fortschritts ist auch eine Sünde, weil es die Beschleunigung auf dem Weg in den Abgrund ist. In erster Linie spreche ich über die Arbeit an der Entwicklung der Kommunikations- und Informationsmittel. Sie sind jetzt wesentliche „Beschleuniger der Ereignisse“. Ein bewusster Mensch kann sie nutzen, doch man sollte nicht an ihrer Weiterentwicklung arbeiten. 

Und was ist, wenn die Entdeckung eines unabhängigen Genies helfen würde, ökologische und andere Probleme zu lösen? Ich kenne nur drei Typen von Erfindungen, die uns wirklich helfen können:

  1. „Der ewige Motor“. Alle möglichen neuen und unbegrenzten ökologische Energiequellen, über die wir schon so viel gehört haben, aber die noch niemand mit eigenen Augen sah. Energie aus dem Vakuum, aus dem Äther, der Bewegung der Erde und des magnetischen Umfeldes – und Gott weiß noch woher.

    Über sie habe ich im „Apel zu nicht anerkannten Genies“ geschrieben, dass man das Geheimnis solcher Erfindungen entweder allen oder gar keinem geben soll. Es wird nicht gelingen, die Erfindung auf gewöhnliche Art und Weise einzuführen. Dieser ewige Motor wird einige Probleme lösen, aber andere verursachen, z. B. die Überhitzung des Planeten (die ganze verwendete Energie geht doch schließlich in die Wärmeenergie über). Und was wird geschehen, wenn es von der freien Energie sehr viel gibt – und fast kostenlos? Es kommt zu einer zusätzlichen Beschleunigung der Produktion, zu vielen neuen Sachen und gleich danach zu einer Zunahme der Gewinnung der materiellen Rohstoffe, zu einer Bewirtschaftung neuer Gebiete und zu neuen Arten von Waffen …

  2. „Spare und die Welt wird sauberer“, „Einkommen aus den Abfällen“. Technologien, die Ressourcen und Energie sparen, verschiedene Verfahren, die ökologische Produktion noch rentabel zu machen, das Alltagsleben ökologischer und noch ökonomisch dazu. Die neuen Technologien der Verwertung verschiedener Abfälle. Richtung, die wohl am meisten Perspektiven hat.

    Darauf ist das „Rocky Mountains Institute“ spezialisiert und hatte sogar Erfolg mit dem Buch „Faktor vier. Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch“. Es gelingt jedoch nicht, 80–90 % der ökologischen Probleme auf diesem Weg zu lösen, wie es die Autoren des Buches für möglich halten. Es gibt viele Gründe dafür: von den politisch-administrativen Hindernissen bis zur Trägheit des Bewusstseins der meisten Menschen. Der Hauptgrund besteht meiner Meinung nach darin, dass, selbst wenn es gelingt, eine Produktion ökologisch zu machen, in gleicher Zeit mehrere Schaden verursachende entstehen werden. Eine schädliche Technologie zu erfinden, geht doch einfacher und schneller. Die gelehrten „Reiniger“ werden einfach nicht hinterherkommen.

  3. Die Entwicklung der Reinigungsmaßnahmen. Wenn es noch jemanden gäbe, der sie einsetzen wollte …

Alles andere sind „die wissenschaftlichen Beobachtungen“ der entstehenden unangenehmen Situation oder die Versuche, den Menschen an diese Situation zu gewöhnen (siehe oben) – oder es ist überhaupt nicht klar, was es ist. Vielleicht kann man die wissenschaftliche Arbeit in Naturgebieten als Tätigkeit für das Allgemeinwohl betrachten. Die übrige gemeinnützige Arbeit ist nicht wissenschaftlich. (Des Öfteren wird sie auch nicht bezahlt.) Nein, ich rufe die Menschen nicht auf, auf alle wissenschaftlichen Kenntnisse zu verzichten und in die Höhlen zurückzukehren. Ich sehe aber auch keinen Sinn darin, der weiteren Entwicklung der Wissenschaft und der Technik zu helfen.

Natürlich, die wissenschaftlichen Kenntnisse sind an und für sich neutral, also weder gut noch böse. Aber man muss verstehen, dass sie nicht irgendwo einst „im allgemeinen Leben“ verwendet werden, sondern in der gegenwärtigen Zeit, in der konkreten Universität, im Betrieb, im Staat, unter der Leitung ganz bestimmter Menschen.

Ich werde meine Talente vergraben. Sie werden ein Schatz für die Zukunft sein und auf ihre eigene Stunde warten – die Stunde der Verwandlung der Gesellschaft. Wenn es geschehen wird, reichen die heute existierenden Technologien völlig aus. Wenn nicht, werden keine neuen Technologien, keine Erfindungen helfen …

Ich weiß nicht, wann und wie die Gesellschaft verwandelt wird. Was wird das sein? Eine Revolution? Ein Krieg? Eine neue ansteckende Krankheit, die den Großteil der Bevölkerung wegfegen wird, in erster Linie in den Großstädten? Oder wird auf wunderbare Weise alles friedlich und ruhig geschehen?

Bevor diese Verwandlung kommt, kenne ich nur vier richtige Lebenswege: den Weg des Kämpfers, den Weg des Verzichts, den Weg des Boten und den Weg des Reinigers. Der Weg des Kämpfers ist Streben nach Macht, Geld, Wissen und Kraft, um dadurch Einfluss auf das Verhalten vieler Menschen auszuüben. In verschiedene Organisationen zu kommen, um als heimlicher Agent Einfluss zu nehmen. Verschiedenes unternehmen, um unerwünschte Taten zu neutralisieren. Mit den gleichen Mitteln, die auch Agenten im Spezialdienst verwenden, aber zu anderen Zwecken. Ziel ist es, im System zu bleiben, die schädlichsten Wirkungen zu blockieren und das System von innen zu zerstören. Der Weg ist gefährlich.

Es gibt viele Varianten. Es kann der Kämpfer-Politiker, der Kämpfer-Unternehmer und ebenso der gesellschaftlich aktive Mensch, der gewerkschaftliche Führer, der Wächter des Naturschutzes sein. Es kann eine Verführerin sein, die die Entscheidungen reicher und mächtiger Männer beeinflusst. Wichtig ist nur, dass diese Taten ein für das Allgemeinwohl gutes ERGEBNIS haben! Verschiedene Waffen und der eine Sieg. Und wenn es ein reales Ergebnis gibt, dann sind alle Mittel gut dafür, auf dem Kriegsweg sind alle Mittel recht …  Der Weg des Kämpfers ist ein Weg der aktiven Handlung.

Der Weg des Verzichts ist der Weg der Nichtbeteiligung an üblen Dingen. Eigene Talente in der Erde zu begraben, damit nur die Kräfte des Üblen sie nicht ausnutzen können. Auf städtische Wohnung und Arbeit, auf Fernseher und Computerspiele, Konsum von Fleisch und Fisch – auf alles Schädliche zu verzichten. Und sogar auf das körperliche Leben – wenn die dunklen Kräfte herrschen, triumphieren und es nur seinen Dienern möglich ist zu überleben.

 

Der Weg ist mühsam. Und er hat auch viele Varianten. Es muss nicht unbedingt ein Mönch im Kloster oder der einsame Einsiedler im Wald sein (obwohl das auch möglich ist). Und der Weg ist nicht immer mit der konkreten Religion verbunden. Wenn die ganze Familie Wohnung und Arbeit in der Stadt lässt, in eine Öko-Siedlung zieht und sich ausschließlich vom eigenen Gemüsegarten ernährt – das halte ich auch für den Weg des Verzichts. Und er ist auch in der Stadt möglich. Es gibt doch Menschen, die obdachlos und Bettler werden – nicht aus einer Not heraus, sondern weil es ihre „Berufung“, ihr Wunsch ist. Sie möchten nicht für das System arbeiten, sie möchten frei sein. Was hat das System von ihnen zu nehmen? Zum Weg des Verzichts kann man (mit großem Abstand) auch den „unverbesserlichen“ Dieb hinzuzählen. Das System quält ihn in den Gefängnissen und in den Kolonien – und alles völlig nutzlos, denn es bekommt von ihm keine Einnahmen.

Es kann auch der Weg des Boten oder des Barden sein. Dichter, wandernde Sänger, Priester, verschiedene freie Maler … Sie streben nicht wie Kämpfer nach Macht und Geld, um die Kraft für die Veränderung der Welt zu bekommen. Sie verlassen nicht die Zivilisation und bestreiten nicht den Weg des Verzichts. Ihre Kraft besteht in den Ideen und Gestalten, in Worten und Lauten, die ins Bewusstsein anderer Menschen eingehen und dieses zumindest ein bisschen verändern.

Die wahren Heilpraktiker sind auch die Boten. Im Unterschied zum gewöhnlichen Arzt oder zum „Volksmediziner“, die bestenfalls mit den Folgen erfolgreich kämpfen, ohne den Grund zu beseitigen, und im schlimmsten Falle einfach den Patienten betrügen und ihm sogar schaden, versteht der wahre Heilpraktiker, dass sich für die echte Heilung sowohl das Bewusstsein als auch die Lebensweise des Patienten ändern sollen. Eben das eine und das andere gleichzeitig. Und er findet die Worte, um Menschen davon zu überzeugen. Des Öfteren sind die Boten arm wie Verzichtende und nicht anerkannt. Sie riskieren Leben, Gesundheit und Freiheit nicht weniger als die Kämpfer und tragen bis zuletzt ihre Botschaft in die Welt …

Der vierte helle Weg ist der Weg des Reinigers. Seine Tätigkeit besteht darin, die Reste der Zivilisation zu nutzen und wertlosen, beschädigten Boden zu beleben, den schädlichen Müll in nützliche Sachen oder in ökologisch akzeptable Stoffe umzuwandeln. Reiniger halten sich fern von hektischer Gesellschaft, wie auch Verzichtende. Aber sie verzichten nicht nur auf die Teilnahme am Üblen, sondern verwerten die Abfälle und beleben, regenerieren die beschädigte Natur. Im Unterschied zu den Kämpfern machen sie das nicht im Dickicht von Menschen und nicht in der Konkurrenz mit anderen Menschen. Botschaften und Erklärungen sind nicht die Aufgabe der Reiniger, sondern der Boten.

Wenn man weder ein Kämpfer noch ein Verzichtender (und auch kein Bote) ist, bedeutet das, dass man ein schlechter, brutaler Mensch oder sein Sklave ist. Wenn der brutale Mensch ein Unternehmen besitzt, dient ihm der Sklave gegen Lohn. Und wenn man selbst zu den Besitztümern greift, würde man entweder leer ausgehen oder genauso ein schlechter Mensch werden wie die Konkurrenten. Aber vielleicht ist das alles nicht so schlimm, man würde einfach eine Arbeit verrichten, die weder einen Nutzen noch einen Schaden mit sich bringt –  und man bekommt ein Gehalt. Man würde sich irgendwie die Zeit vertreiben, das Leben verschwenden, um nur um die Runden zu kommen und in der Rente zu sterben.

Es wird nur wenigen gelingen, zu einem Menschen zu kommen, der dem Guten hilft, und dort das zu machen, was der Natur und den Menschen gut tut, und dabei noch einen Lohn zu bekommen. Erstens ist es schwer, so einen Menschen zu finden, zweitens gibt es nur wenige wohltätige Arbeiten – und wenn man diese Arbeit annehmen würde, hieße das, dass ein anderer sie nicht mehr bekommen könnte.

Möglich sind auch Mischungen dieser Wege. Der Kämpfer-Verzichtende, der Verzichter-Bote und andere. Meine Wahl ist der Weg des Verzichter-Boten. Ich arbeite als Freiberufler. Im März werde ich das dritte Jahr so leben. Und ich bedauere es nicht, dass ich die Tätigkeiten  nicht mehr ausübe, für die ich das größte Talent habe: wissenschaftliche Forschungen und Programmieren. Ich bemühe mich, anderen Menschen zu helfen, verschiedene Illusionen und verbreitete Mythen loszuwerden, von denen die moderne Welt so voll ist.

Gott helfe euch.